Während dieser Einstufungsveranstaltungen wurde auch die Höhe des Entgeltes, welches wir für eine Stunde Musizieren einfordern konnten, festgelegt. Wir erhielten die Elementarstufe, 3,00 Mark für jeden. Das hieß also, wenn wir spielten, verdiente jeder von uns circa 18,00 Mark am Abend, denn es gab da noch ein paar kleinere Zuschläge wie zum Beispiel Verstärkergeld, Kleidergeld und eine Entschädigung für das zur Verfügung stellen einer Lichtanlage. Die meisten Auftritte hatten wir zu dieser Zeit bei den Jugendlichen von der GBG Eisleben - sie hatten bei uns den Spitznamen Krautjungfern - und bei den Freunden des Dorfklubs Hedersleben. Die Auflage, die wir wegen unseres Alters bekommen hatten, haben wir immer listig umschiffen können, so dass es speziell in diesen beiden Orten oft bis sehr früh am Morgen. Einen  gewissen Anteil an der rasant steigenden Popularität der "Sterne" hatten die Freunde, die uns umgaben. An erster Stelle wäre hier Peter Siebecke zu nennen. Er war ab sofort unser Manager. Er hatte gute Verbindungen zur FDJ Kreisleitung und hat unsere Auftrittshemden in Auftrag gegeben. Er besorgte mir einen sehr guten Kredit für meine erste elektrische Gitarre. Aber was am wichtigsten war, Peter brachte überall Werbung für uns und das bedeutete wieder neue Auftritte. Aber da waren auch noch andere gute Helfer. Winfried Schneider fertigte uns ein paar super Notenpulte mit unserem Name "Die Sterne" an. Desweiteren schrieb er mit den gleichen Buchstaben, dem heutigen  Algerian, den Namen unserer Band auf die große Trommel. Durch den Kreis, der durch den Schriftzug ging und die Unterlegung des Schriftzuges sah das Ganze dann aus wie beim "Beat Club" beziehungsweise wie das Hinweisschild für die U-Bahn in London. Wurden mal wieder Rohre für unsere Mikrophonständer gebraucht, konnte uns in der Regel Wilfried Döring sehr schnell und unkompliziert helfen. Im Gegenzug zu diesen Leistungen haben wir unseren Helfern und Freunden die Möglichkeit gegeben, kostenlos in unserem Tourbus mitzufahren. So hat mancher durch uns sein Lebensglück in den Orten gefunden, in denen wir damals spielten. Das Auto mit dem wir unterwegs waren, war ein alter "Garant" und gehörte eigentlich der damaligen Handelsorganisation HO. Aber unser treuer Fahrer Andreas Nebelung hatte das so geregelt, dass wir nur den Sprit bezahlen mussten und natürlich auch unseren Fahrer. Ich glaube, dass die zulässige Personenzahl ständig überschritten wurde, denn 12 bis 14  Personen waren keine Seltenheit. Bei so einer Menge "Schlachtenbummler" hat das Abladen der Instrumente natürlich Spaß gemacht, denn jeder nahm ein Teil und trug es in den Jugendraum und schon war fast alles erledigt. Schwieriger jedoch wurde es später als uns der Jugendraum nicht mehr zur Verfügung stand, denn ab dieser Zeit mussten wir die Instrumente auf zwei Flure, einmal bei Radls und zum anderen bei meinen Eltern unterbringen. Im Normalfall gingen diese Aktionen auch immer glimpflich vonstatten, aber wehe, es hatten mal zwei, drei Mitfahrgäste etwas zu viel getrunken, dann haben nämlich in der Lindenstraße 24 früh um 3:00 Uhr morgens die Schlagzeugbecken geläutet. Das war zwar sehr unangenehm, aber spätestens dann wusste meine Mutter, dass ich gesund und munter wieder zuhause war.Irgendwie war diese Zeit auch die Zeit der Suche nach jungen Talenten. Denn das Pionierhaus führte im Rahmen seiner Veranstaltungstätigkeit ein Festival der jungen Talente durch. Diese Veranstaltung fand im damaligen Karl-Marx-Park statt und wurde mit handtellergroßen Medaillen in den Farben Bronze, Silber und Gold belohnt. Wir bekamen eine goldene Medaille, die ab sofort in der Bühnenecke des Jugendraums hing. Man spürte förmlich die wöchentliche Steigerung unserer Qualität. Dazu gesellte sich noch unser neues Outfit: schwarze Hosen, himmelblau das Hemd mit Stegkragen und gelben Schulterstücken. Also so richtig Beatles like.Unser Schlagzeuger Winfried Koch hatte einen Freund. Und dieser Freund Frank Zobel konnte Rock‘n‘Roll Songs sehr gut interpretieren. Irgendwie schaffte er es sich in die Band so einzubringen, dass wir ihn bald als vollwertiges Mitglied der Sterne angesehen haben. Seine Titel waren zwar etwas antiquiert, aber für die damals nicht wegzudenkende Rock‘n‘Roll Runde war er ganz einfach prädestiniert. Langsame und getragene Titel konnte er und wollte er vielleicht auch nicht singen. Sein äußeres Markenzeichen waren sein besonderer Haarschnitt und natürlich die Turnschuhe. Ja und genau diese Schuhe waren es, die während eines Konzertes im Capitol von Eisleben, während den Sommerfilmtagen von 1969 für einen großen Eklat sorgten. Wie kann denn die Band aus Volkstedt einen Sänger in den Reihen haben, der weiße Turnschuhe auf der Bühne trägt? Diesbezüglich waren wir mindestens drei Wochen Stadt- und Dorfgespräch. Wenn man das aus heutiger Sicht sieht, muss man ihm einen weit vorausschauenden Modegeschmack zugestehen, denn diese Fußbekleidung ist heute noch modern. Ungefähr im ersten Drittel des Bestehens der Sterne hatten wir mal wieder einen Auftritt in Erdeborn. Dieser Auftritt sollte der letzte unseres Schlagzeugers Winfried werden. Nun, er hatte wohl die Auflage von seiner Freundin erhalten gegen 21:00 Uhr zuhause zu sein. Diese  Veranstaltung war aber bis 24 Uhr geplant. Dass Winfried sehr hartnäckig sein konnte, haben wir eigentlich gewusst, aber weshalb er genau um 21:00 Uhr seine Stöcke zerbrach und auch die Speichen, die er für besondere Spielweisen benutzte, unbrauchbar machte, bleibt mir bis heute ein Rätsel. Das Ende vom Lied war: wir hatten am nächsten Tag keinen Schlagzeuger mehr und nun war guter Rat sehr teuer. Die Zeit drängte, denn wir hatten am kommenden Wochenende zwei große Veranstaltungen zu bespielen. Diesmal war es Gerhard Radl, der die rettende Idee hatte. Er kannte über seine Ringersportgemeinschaft einen jungen Mann aus Eisleben, der bei uns sogar schon mal hinter der Bühne war. Nun, da der Tag noch lange nicht zu Ende war, sind wir sofort von Volkstedt nach Eisleben zu Fuß an die Böse Sieben gelaufen, um ihn zu fragen, ob er mitmachen würde. Wir hatten Glück, denn er war zuhause und wir hatten noch mehr Glück, denn er hatte zurzeit keine Band, bei der er spielte und er wollte ja schon immer mal bei den Sternen spielen. Er packte sofort ein paar Sachen ein und dann ging's wieder zu Fuß nach Volkstedt, um dort zu proben. Oh welch‘ Freude umgab mich, als ich ihn zum ersten Mal hörte.